Eine Erfolgsgeschichte
Vor mehr als 150 Jahren fand im Norden Italiens eine Schlacht statt, die eine weltweite Bewegung auslöste. Am 24. Juni 1859 kommt es südlich des Gardasees, im norditalienischen Solferino zu einer der blutigsten Schlachten Europas.
Auf der einen Seite die Italiener, die Norditalien aus der Umklammerung Österreichs befreien wollen und dabei von den Franzosen unterstützt werden, die sich von einem vereinigten Italien Vorteile versprechen. Auf der anderen Seite die österreichischen Soldaten. Nach einem hemmungslosen Gemetzel kann das vereinigte Heer der Franzosen und Italiener unter Führung des Franzosenkaisers Napoleon III. die Schlacht für sich entscheiden.
Zurück bleiben 6.000 Tote und mehr als 40.000 Verwundete und Sterbende, die mehr oder weniger sich selbst überlassen bleiben.
Im nahe gelegenen Dorf Castiglione, wohin die Verwundeten gebracht werden, bekommt sie der 31-jährige Genfer Geschäftsmann Henry Dunant, der dort den Französischen Kaiser Napoleon III. treffen wollte, einen Tag später zu Gesicht. Angesichts des Leides der Betroffenen half er drei Tage und Nächte lang mit, Wunden zu verbinden und Leiden zu lindern, um „zu trösten und zu retten“.
Beeindruckt von den Erlebnissen schrieb Dunant 1862 das Buch „Eine Erinnerung an Solferino“, das er im Eigenverlag drucken ließ und an Vertreter der Herrscherhäuser und ranghohe Militärs in ganz Europa verschickte.
Das wesentliche Element an Dunants Werk war die Abstraktion – er blieb nicht bei einer bloßen Wiedergabe der erlebten Ereignisse sondern er forderte Lösungen: Man möge privat anerkannte und ausgebildete Hilfsgesellschaften gründen, die im Kriegsfalle die militärischen Sanitätsdienste unterstützen und von allen Konfliktparteien als neutral akzeptiert werden.
Die Ideen Dunants finden zahlreiche Anhänger. In Genf wird am 9. Februar 1863 das „Komitee der Fünf“ gegründet, das am 17. Februar zu einem ersten Treffen zusammen kommt – die Geburtsstunde des heutigen „Internationalen Komitees vom Roten Kreuz“. Das Fünferkomitee, bestehend aus Gustave Moynier, Dr. Theodore Maunoir, Henry Dunant, General Guillaume Dufour und Dr. Louis Appia, lädt Vertreter der europäischen Staaten zu einer internationalen Konferenz nach Genf ein, um sie von der Gründung nationaler Hilfsgesellschaften zu überzeugen.
Auch auf deutschem Boden wird am 12. November des selben Jahres die erste nationale Rotkreuzgesellschaft gegründet: der Württembergische Sanitätsverein.
Bereits 1864 unterzeichneten zwölf Staaten einen Vertragsentwurf des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz zur „Verbesserung des Schicksals der verwundeten Soldaten der Armeen im Felde“. In dieser 1. Genfer Konvention wurde festgelegt, dass Ambulanzen, Lazarette und Sanitätspersonal des Roten Kreuzes als neutral anerkannt, geschützt und geachtet werden und die Verwundeten ohne Unterschied der Nationalität und Partei aufgenommen und gepflegt (Grundsatz der Unparteilichkeit) werden dürfen.
Als Schutz- und Kennzeichen wurde das rote Kreuz auf weißem Grund bestimmt. Dies ist die Umkehrung der schweizerischen Bundesfarben, die zu Ehren der Schweiz angenommen wurden. 1876 wurde der rote Halbmond als zusätzliches Zeichen in den islamischen Ländern eingeführt.
Immer mehr Organisationen entstanden im Zeichen Dunants und seiner Vision. Der 25. Januar 1921 gilt als Geburtstag des deutschen roten Kreuzes, ab diesem Tag handelte es sich offiziell um einen eingetragenen, rechtsfähigen Verein. Er fasste die bisher unabhängigen Vereine, u. a. den württembergischen Sanitätsverein, zusammen.
Das DRK besteht heute aus mehreren Gemeinschaften wie z.B. aus den Bereitschaften, dem Jugendrotkreuz, der Wasserwacht und der Bergwacht. Das DRK sieht seinen Aufgabenbereich aber nicht nur im Bevölkerungsschutz, sondern auch in der Fort- und Weiterbildung ihrer Mitglieder sowie der gesamten Bevölkerung. Außerdem gibt es noch zahlreiche weitere Aufgabenfelder des DRK´s, wie z.B. die Sozialarbeit (Altersgymnastik), Alten- und Krankenpflege („Essen auf Rädern“, Hausnotruf) und die Blutspende.
Das am 27. Mai 1925 gegründete „Jugendrotkreuz“, setzt sich zum Ziel, Kindern und Jugendlichen das Thema Erste Hilfe näherzubringen.
Alle Gemeinschaften des DRK´s halten sich dabei immer die sieben Grundsätze vor Augen: Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität. Nur so können die Ideen Dunants und der Rotkreuz- und Rothalbmond Bewegung erhalten und weitergegeben werden.
Bis heute engagieren sich in Deutschland über 400.000 Mitglieder unentgeltlich für die Vision Dunants, denn das DRK und deren ehrenamtliche Mitglieder helfen „Aus Liebe zum Menschen“.